von Christiane Kneisel / OTZ Gera / 18. Mai 2015 

In Zwiesprache mit dem Stein - Ausstellung im Haus Schulenburg Gera

Eine Doppelausstellung wurde Sonnabend im Haus Schulenburg eröffnet. Farbenprächtige Arbeiten des englischen Arts- und Crafts-Künstlers Walter Crane korrespondieren mit Skulpturen, Bronzen und Porzellan von Heidrun Feistner.

Sie sind gelernte Bibliothekarin. Wie kamen Sie zur Bildenden Kunst?

Eigentlich wollte ich Kunst studieren, habe in jungen Jahren gezeichnet und gemalt. Als das nicht klappte, war Bibliothekarin die Notlösung. Ich habe nie wieder gezeichnet, ich brauchte das Wort. Das Bild hätte nicht genügt. Vor drei Jahren wurde ich krank, da war plötzlich der Stein da. Jetzt beschäftige ich mich vor meiner Arbeit, nach meiner Arbeit bildkünstlerisch mit Steinen, bin aber weiterhin in der Staatsbibliothek in Berlin beschäftigt und verwalte dort die wertvollsten Bände von 1500 bis Gegenwart. In diesem Rahmen konnte ich mich auch mit Buchkunst beschäftigen.

Wie kam der Kontakt mit Haus Schulenburg zustande?

In erster Linie bin ich hierher gekommen, weil ich mir die Bücher im Haus Schulenburg anschauen wollte. Ich kenne die buchgrafische Kunst von Walter Crane. Es ist einfach märchenhaft, dass ich eingeladen wurde, nun hier meine Arbeiten zu zeigen.Es ist meine allererste Ausstellung.

Wie finden Sie das Ausgangsmaterial, zumeist Speckstein?

Im Kunsthandel. Um Feldsteine zu bearbeiten, fehlt mir das entsprechende Werkzeug. Im Grunde genommen möchte ich das auch nicht. Es macht furchtbar viel Krach und ich möchte zart arbeiten. Ich hebe die Dinge aus dem Stein heraus.

„Das verrückte Grün“, „Versunken“, „Engel der Tiere“ sind Skulpturen betitelt. Wie finden Sie zu Ihren Ideen?

Viele Anregungen gibt mir der jeweilige Stein selbst. Dem Stein gegenüber verhalte ich mich wie bei einem anderen Menschen. Ich trete mit ihm in Zwiesprache. Mitunter versuche ich aber auch, eine Idee umzusetzen und suche nach dem Stein, der dafür passen könnte. Als Perfektionistin arbeite ich solange daran, bis es absolut stimmig für mich ist.

Auffällig ist die Vieldeutigkeit eines jeden Objektes...

Der Stein reizt mich, weil er schon immer da war. Es ist ein ganz altes Medium und ich versuche, eine eigene Sprache zu entwickeln. Die Grundformen sind konkret, aber stets einfach und das ermöglicht zugleich eine Vieldeutigkeit. So kann jeder Betrachter etwas eigens darin sehen. Ich möchte anregen und finde es faszinierend, was andere zu entdecken vermögen - außer den verschiedenen Möglichkeiten, für die ich selbst verantwortlich bin.

Ihre Arbeiten haben poetische Namen. Da kommt die Bibliothekarin zum Vorschein?

Ja, und auch die Lyrikerin, denn ich habe auch geschrieben. Von der Literaturkenntnis her kann ich das gar nicht vermeiden. Dabei interessiert mich die Philosophie genauso wie schöngeistige Literatur, Psychologie, Soziologie. Vom Lesen kommt auch der Zweifel. Der ständige Umgang in der Bibliothek mit Spitzenstücken prägt natürlich. Hat man die Kraft, einen eigenen Beitrag dazu zu leisten?