Eine außergewöhnliche Sammlung zeigt Haus Schulenburg Gera vom 12. Mai bis 12. Januar 2020. Unter dem Titel „Georg Muche – Diaphane Malerei“ ist sie der Höhepunkt im Bauhausjahr. Die Ausstellung stellt Werke des Malers und Grafikers in den Mittelpunkt, die bis jetzt in dieser Vielfalt und Schönheit an einem Ort so noch nicht zu sehen waren.

 

Georg Muche, Gespaltener Kern, 1951, Öl auf Leinwand (Foto: Doris Weiland)
Titelblatte „Der Sturm“ 1917

Als Georg Muche an den Bodensee zog, widmete er sich ausschließlich der Malerei und Grafik. Es entstand die Gruppe „Diaphane Malerei“. Diese Gruppe ist geprägt von sich auflösenden Geometrien. Das Leuchten der Farben wird hervorgerufen durch kontrastierende Farbfelder auf weißem Grund. Wie bei der italienischen Freskomalerei, die Muche in den 30er Jahren in Italien studierte, schimmert der weiße Grund durch die übereinandergelegten Farbschichten, die sich zu einer vegetabilen, figürlichen oder szenischen Gegenständlichkeit verdichten. Das Sehen ist nach Georg Muche nicht das Bild der Camera obscura auf der Netzhaut, sondern das, was sich damit in den Hirnspeichern der räumlichen Orientierung, der Farbverarbeitung, unserer Gedanken, Erinnerungen und Gefühle ereignet.

Bereits Anfang des 20. Jahrhunderts kam Georg Muche mit expressionistischen Künstlern der legendären Berliner Galerie „Der Sturm“ von Herwarth Walden in Kontakt. Hier stellte er 1916 gemeinsam mit Max Ernst, 1917 mit Paul Klee und 1918 mit Alexander Archipenko aus. Muche leitete ab 1916 die „Sturm-Kunstschule“, zu deren Lehrern Oskar Kokoschka, Wassily Kandinsky, die Maler der Brücke und des Blauen Reiter gehörten.

1920 rief Walther Gropius Muche an das Staatliche Bauhaus nach Weimar. Hier wurde er Formmeister der Werkstatt für Holzbildhauerei und später Formmeister der Weberei. Gemeinsam mit Johannes Itten, dann mit László Moholy-Nagy führte er auch Vorkurse am Weimarer und am Dessauer Bauhaus durch. Es war Muche, der auf der ersten Bauhaus-Ausstellung in Weimar 1923 mit dem Musterhaus „Am Horn“ die Architektur des Bauhauses vertrat und mit dem Stahlhaus von 1926/27 den Architekturdiskurs der 1920er Jahre beeinflusste.

Nach seinem Austritt aus dem Bauhaus 1927 unterrichtete Muche an der Kunstschule von Johannes Itten in Berlin. Später lehrte er als Professor für Malerei an der Staatlichen Akademie in Breslau und zuletzt an der Höheren Fachschule für Textilindustrie in Krefeld (1939-1958).

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.