ab 25. Mai 2017 in der Thüringer Vertretung in Berlin

Internationales Niveau hat die neue Ausstellung im Haus Schulenburg. Seit 14. Mai 2016 sind 50 großformatige Bilder des Fotokünstlers Jean Molitor zu sehen. „bau1haus – die Moderne in der Welt“ ist der vielversprechende Titel der Ausstellung. Es ist eine Fotodokumentation, die die weltweite moderne Architektur aus der ersten Hälfte des 20.Jahrhunderts in den Focus rückt, Fotos mit dem Rang von Kunstwerken.

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„Die Ausstellung „bau1haus – die Moderne in der Welt“ will Augen und Herz öffnen für die Ästhetik der Zeit, Stolz erzeugen für die lokalen „Besitztümer“ und Impulse zur Erhaltung unwiederbringlicher Bausubstanz geben“, sagt Volker Kielstein, Direktor des Henry van de Velde Museums.

Jean Molitor arbeitet unter anderem für namhafte internationale Unternehmen wie dem Bundesministerium für Verbraucherschutz, AUDI, UBS-London, CNN, als Spezial-Architekturfotograf im touristischen Bereich und war für eine Dokumentation der UNDP  (Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen) in              Afghanistan.

Seit 2012 ist Jean Molitor verstärkt künstlerisch tätig. Seine Ausstellungen waren unter anderem in Burundi, Buenos Aires, Kopenhagen, Kasan, New York, Manchester, Miami, Berlin und Madrid zu sehen.

Die Ausstellung im Haus Schulenburg wird am 14. Mai um 16 Uhr eröffnet und ist dann montags bis freitags von 10 bis 17 Uhr, samstags, sonntags und feiertags von 14 bis 17 Uhr zu sehen.

Der Berliner Fotograf Jean Molitor entdeckte für sich das Thema „Moderne in der Architektur“ 2009 im Osten Afrikas. Mit Unterstützung der Botschaften Frankreichs und Deutschlands fotografierte er in Bujumbura, der Hauptstadt von Burundi, moderne Architektur aus der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts. Tropisches Klima, Vernachlässigung und Mangel an Geld für Instandsetzung hatten diesen Häusern erheblich zugesetzt. Abriss drohte durch internationale Investoren. „Ich verstehe meine Arbeit als Wettlauf gegen die Zeit“, sagt Jean Molitor. Mit einer Ausstellung seiner Fotos 2009 zeigte er nicht nur die Schönheit der Gebäude in Burundi, sondern brachte sie wieder ins Bewusstsein der Bewohner und lokalen Entscheidungsträger.

Jean Molitor setzte seine Fotosuche nach „Bauten der Moderne“ in Deutschland, Russland, Spanien, in den USA, Kuba, Marokko, dem Nahen Osten und Asien fort. Sein Ziel ist, ein weltweites Archiv des „Modernen Bauens“ unter dem Label „bau1haus“ aufzubauen als Rettung vor dem Vergessen durch fotografische Dokumentation.

Die Fotos erhebt er in den Rang von Kunstwerken durch „Mess-Bildtechnik“, Nutzung der tageszeitlichen Lichtverhältnisse, Blickwinkel und eine Bildbearbeitung, die die Häuser in ihrer von unnötigem Beiwerk befreiten Erhabenheit und Nacktheit zeigen.

Obwohl im Archiv „bau1haus“ noch viele Länder fehlen, gestattet es jetzt schon einen weltweiten Überblick. Ein oft übersehenes Gebäude aus Gera (Deutschland) macht neben der Post von Miami (USA) eine gute Figur, zwischen Havanna (Kuba) und Casablanca (Marokko) gibt es Gemeinsamkeiten. Überhaupt enthüllt die weltweite Übersicht von Häusern unterschiedlicher Architektenpersönlichkeiten und Schulen überraschende Gemeinsamkeiten: sachlich-vornehme Gesinnung, interessante konstruktive Formen und oft eine Anmutung von Freiheit.

Die in Afrika beobachtete mangelhafte Würdigung und Pflege der „Moderne“ ist, wie die Dokumentation zeigt, ein globales, auch ein deutsches Phänomen. Die Bauten werden durch die Anwohner oft nicht mehr wahrgenommen, Kriegsschäden nicht ersetzt, entscheidende Details werden bei der Instandsetzung zerstört, für den Denkmalschutz des 20. Jahrhunderts gibt es kaum Experten - ein Beitrag zur Trostlosigkeit unserer Städte.

Die Moderne in der Welt

Die „Moderne in der Architektur“ setzt am Beginn des 20. Jahrhunderts mit einer sich international verbreitenden neuen Formensprache ein. Vorläufer waren u. a. die Arts and Crafts-Bewegung in England, der Jungendstil und der Deutsche Werkbund.

Die eigentliche Moderne begann nach dem Ersten Weltkrieg 1918. Bedürfnisse der Menschen nach Licht, Luft, Wohn- und Sanitärkomfort, neue Materialen wie Beton, Stahl und Glas, neue ästhetische Prinzipien wie „Form folgt der Funktion“, „vernunftgemäße Gestaltung“, der rechte Winkel, aber auch „organische Bauten“ mit Vorliebe für geschwungene Formen führten zu einem „Neuen Stil“, der mit der Wiederholung sinnentleerter historischer Bauformen brach.

Die oft nicht eindeutig abgrenzbaren Strömungen „Expressionismus“, „Bauhaus“, „De Stijl“, „Neue Sachlichkeit“, „Konstruktivismus“ u. a. hatten ihre Blüte zwischen den beiden Weltkriegen.

Wichtige Architekten waren Frank Lloyd Wright, Henry van de Velde, Peter Behrens, Hans Poelzig, Bruno Taut, Walter Gropius, Mies van der Rohe, Erich Mendelsohn, Le Corbusier, Gerrit Rietveld, Thilo Schoder, J. J. Pieter Oud, Richard Neutra, Hans Scharoun, Oscar Niemeyer u. a.